Medikamentenmangel in Deutschland

Medikamentenmangel: Was Sie tun können, wenn ihr Medikament nicht mehr verfügbar istNeutralität mutual geprüft

Seit Monaten schon häufen sich in Deutschland die Meldungen über Medikamentenmangel. Was zunächst von den hiesigen Nachrichtenportalen aufgegriffen wurde, hat inzwischen auch den Bundestag erreicht. Die Ursachen für Lieferengpässe bei den Herstellern sind aber nur schwer zu beseitigen. Im Folgenden erfahren Sie alles über die Versorgungsprobleme und wie Sie Ihre Präparate bei Online-Apotheken finden können.

Tagesschau, NDR, rbb24, inzwischen ist der Medikamentenmangel in Deutschland ein prominentes Thema. Angesichts der potenziellen Folgen einer Versorgungslücke ist das verständlich. Denn bereits jetzt fehlen zum teil lebensnotwendige Präparate sind von dem Engpass betroffen. Patienten reagieren deshalb zu Recht mit Angst, wenn für sie wichtige Medikamente plötzlich fehlen.

Wodurch entsteht der Medikamentenmangel?

„Deutschland, Apotheke der Welt“, diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Dass in den stationären Apotheken des Landes derzeit vielerlei Medikamente knapp werden, ist eine traurige Tatsache, die beim Patienten ankommt. Die Ursache für den akuten Medikamentenmangel ist jedoch nicht bei den Apotheken selbst zu suchen, denn die sind quasi das letzte Glied der Versorgungskette. Der Kern des Problems liegt beim Hersteller. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, dieser Satz ist mehr als eine inhaltlose Floskel, denn er beschreibt einen elementaren Grundsatz freier Marktwirtschaft: Viele verschiedene Anbieter werden einen einzelnen Markt höchstwahrscheinlich zuverlässiger und – bedingt durch Preiskämpfe – für den Kunden günstiger beliefern können als nur einige wenige.

Genau hier liegt aber das Problem in der Pharmaindustrie: Der globale Markt hat sich auf einige wenige Anbieter beschränkt. Ökonomen sprechen dabei meist von einem sog. Oligopol. Kommt es bei den wenigen Wettbewerbern zu einem Lieferengpass, ist schnell die gesamte Versorgung in Gefahr.

Medikamentenmangel Problem

Prall gefüllte Apotheken-Regale – In Deutschland bald ein Bild der Vergangenheit? (Bildquelle: ©ThomasWolter/pixabay.com)

Produktion im Ausland ist problematisch

Doch warum leidet die Versorgung überhaupt? Das Problem ist, dass selbst die verbliebenen Hersteller unter einem ruinösen Wettbewerb zu kämpfen haben. Einige von ihnen haben ihre Produktion in Billiglohnländer wie Indien oder China verlagert, so dass diese zu Hotspots der Pharmaindustrie werden. Eine Entwicklung, die gefährlich ist, denn natürlich zieht die Distanz zum europäischen Raum die Transportwege in die Länge. Medikamente aus dem Ausland legen einen weiteren Weg zurück und müssen bei der Einfuhr kontrolliert werden – das kostet Zeit. Zudem wird oft nicht oder nur unzureichend auf Hygiene- und Sicherheitsstandards geachtet. Auch das begünstigt den Medikamentenmangel hierzulande, weil es mangelhafte Präparate aufgrund der hohen Standards überhaupt nicht erst in deutsche Apotheker-Regale schaffen.

    Zusammenfassung: Gründe für Medikamentenmangel

  • Kernprobleme liegen bei den Herstellern
  • harte Preiskämpfe veranlassen Hersteller dazu, Produktionen ins Ausland zu verlegen
  • die Versorgung leidet unter langen Transportwegen und Hygiene- sowie Sicherheitsmängeln

Medikamentenmangel in Deutschland: Welche Medikamente sind betroffen?

Der Medikamentenmangel betrifft sowohl Kliniken als auch Apotheken. Neben Impfstoffen, die in der Regel nicht in private Haushalte gelangen, gilt vor allem die Versorgung mit Blutdrucksenkern, Antibiotika, Psychopharmaka und Entzündungshemmern als kritisch. Es ist nicht auszuschließen, dass in Zukunft auch einfache Schmerzmittel wie zum Beispiel Ibuprofen knapp werden könnten.

Allerdings ist ein Lieferengpass noch kein Versorgungsengpass. Meist können Apotheker noch auf Ersatzprodukte anderer Hersteller ausweichen, ohne dass die Qualität der Behandlung leidet. Die Inhaltsstoffe unterscheiden sich zwischen verschiedenen Herstellern für ein und dasselbe Medikament wenig bis gar nicht. Preislich kann es natürlich Unterschiede geben, aufgrund des harten Wettbewerbs sind große Preissprünge aber eher die Ausnahme als die Regel.

In einigen Fällen kann es aber vorkommen, dass ein gleichwertiges Produkt, wie das aufgrund des Medikamentenmangels nicht verfügbare Präparat, schlicht nicht existiert oder auch bereits knapp ist. Wenn Patienten Allergien oder Unverträglichkeiten gegen die Ausweichprodukte haben, kann dies ebenfalls Probleme mit sich bringen. Im schlimmsten Fall muss der Arzt seine Behandlung dann ändern. Die Neueinstellung eines Patienten kann – gerade dann, wenn das Medikament mit starken Nebenwirkungen verbunden ist (bei Psychopharmaka z.B. kann das Fall sein) – gefährlich werden.

Mein Medikament ist nicht mehr verfügbar! Kann eine Online-Apotheke helfen?

Ob ein Medikament, das in einer stationären Apotheke nicht mehr verfügbar ist, bei Online-Apotheken noch bestellt werden kann, lässt sich pauschal nicht beantworten. Denn wie gesagt: Kern des eigentlichen Problems sind die Hersteller. Wenn diese den Bedarf für ihre Produkte aus irgendwelchen Gründen nicht mehr decken können, wären auch die Online-Anbieter davor nicht gefeit.

Dennoch kann der Weg über eine Online-Apotheke, trotz Lieferschwierigkeiten im regionalen Handel, nach wie vor zum gebrauchten Medikament führen. Das Geschäftsmodell von Online-Apotheken basiert darauf, hohe Bestände möglichst günstig einzukaufen. Es kann also sein, dass bestimmte Präparate aufgrund der größeren Lagermengen länger vorrätig sind und ein Lieferengpass überbrückt werden kann.

Nicht nur die Produktmenge, sondern auch das Sortiment ist bei einer Online-Apotheke in der Regel größer als beim Pharmazeuten vor Ort. Deshalb kann ein geeignetes Ersatzprodukt unter Umständen leichter bzw. schneller gefunden werden.

BfArM: Das Bundesinstitut hilft bei der Medikamentensuche

Wenn Sie wissen wollen, ob Ihr Medikament noch verfügbar oder bereits von einem Lieferengpass betroffen ist, könnte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medikamente (BfArM) eine gute Hilfe sein.

Seit 2012 haben die Hersteller die Möglichkeit, dem Institut etwaige Engpässe zu melden. Das BfArM stellt alle Meldungen in einer Übersicht zusammen. Statistiken zeigen, dass die Medikamenten-Verfügbarkeit in Deutschland seit einigen Jahren offenbar deutlich abnimmt, denn es gehen immer mehr Meldungen ein. Waren es zum Start der Dokumentation nur etwa 30-40 Mitteilungen im Jahr, habe sich diese Zahl innerhalb der letzten fünf Jahre verneunfacht (Quelle: rbb24).

Wie überprüfe ich die Medikamentenverfügbarkeit bei Online-Apotheken?

Um die Medikamentenverfügbarkeit bei Online-Apotheken zu überprüfen, können Sie die im oberen Abschnitt verlinkte Übersicht nutzen. Diesen Schritt können Sie sich aber selbstverständlich sparen, wenn Sie den Namen für Ihr Produkt kennen und wissen, dass dieses derzeit nicht lieferbar ist.

Tipp: Wenn Sie wissen wollen, welche verschiedenen Anbieter es gibt, empfehlen wir unseren Online-Apotheken-Vergleich

Jede Online-Apotheke verfügt über eine eingebaute Produktsuche. Kopieren Sie das gesuchte Medikament in das Suchfenster, erhalten Sie schnell eine Information darüber, ob der Anbieter das Präparat vorrätig hat. Bei den Meisten Online-Apotheken können Sie für die Suche sowohl den Produktnamen als auch die sog. Pharmazentralnummer (PZN) nutzen.

    Kurzanleitung: Medikamente mit Engpass bei Online-Apotheken finden

  • rufen Sie die Übersicht des BfArM auf und wählen Sie ein Medikament, für das ein Engpass besteht (Sie können diesen Schritt überspringen, wenn Sie den exakten Namen für Ihr Medikament kennen)
  • gehen Sie auf die Homepage einer Online-Apotheke und geben Sie den Namen (oder die PZN) des Medikaments in die Suche ein
  • Sie erhalten Informationen darüber, ob das Präparat verfügbar ist
  • sollte dies nicht der Fall sein, lässt sich die Prozedur bei jeder Online-Apotheke wiederholen

So will die Bundesregierung die Medikamentenversorgung sicherstellen

Die Versorgungslücken bei Medikamenten sind inzwischen auch ein Thema im Bundestag. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn möchte die Produktion wieder in den Euroraum zurückverlagern. Dass dies wohl mit höheren Kosten für die Hersteller verbunden sein dürfte, die diese dann wiederum auf die Konsumenten umlegen, ist für die Politik offenbar ein annehmbares Risiko. Die Versorgung hat oberste Priorität.

Medikamentenmangel lässt Kosten für Medikamente steigen

Um die Versorgung sicherzustellen, könnten die Kosten für Medikamente steigen. (Bildquelle: ©jarmoluk/pixabay.com)

Um seine Ziele zu erreichen, setzt das Gesundheitsministerium vor allem auf die Vergabe von Sicherheiten: Deutschland will den Pharmakonzernen eine Abnahmegarantie einräumen, gleichzeitig müssten sich diese jedoch dazu verpflichten, fristgerecht zu liefern.

In Deutschland sind die Krankenkassen außerdem zu sog. Rabattverträgen berechtigt, die nun ebenfalls unter die Lupe genommen werden sollen. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um einen Exklusivvertrag mit dem Hersteller, um ein Medikament zu besonders guten Konditionen zu bekommen. In dieser Exklusivität liegt eben die Gefahr für Medikamentenmangel. Wie genau die Rabattverträge aber angepasst werden sollen, ist bisher nicht bekannt.

Apothekerverbänden gehen die Vorschläge der Bundesregierung nicht weit genug. Sie fordern unter anderem eine Verpflichtung für die Hersteller, potenzielle oder bereits bestehende Lieferengpässe zu melden – bisher ist die Mitteilung an das BfArM freiwillig.

FAQ – häufig gestellte Fragen zum Medikamentenmangel

Mir fehlt ein verschreibungspflichtiges Medikament, kann ich es auch bei Online-Apotheken bestellen?

Ja. Häufig erlassen Online-Apotheken für den Versand verschreibungspflichtiger Medikamente sogar die Versandkosten, die beim Versenden verschreibungsfreier Medikamente anfallen würden. Das ist zum Beispiel bei DocMorris der Fall. Ein Rezept vom Arzt brauchen Sie für die Bestellung aber auch bei Online-Apotheken. Meistens werden Sie direkt bei der Bestellung aufgefordert, das Rezept per Bilddatei hochzuladen.

Wie erfahre ich, wann ein nicht lieferbares Medikament wieder verfügbar ist?

Hat der Hersteller einen Engpass beim BfArM gemeldet, gibt er auch ein voraussichtliches Enddatum der Lieferschwierigkeiten an, dies ist aber kein verbindlicher Zeitpunkt.

Ich habe festgestellt, dass meine Online-Apotheke ihren Sitz nicht in Deutschland hat. Spielt das eine Rolle?

Nein, welche Medikamente in Deutschland zugelassen sind, ist laut Bundesministerium für Gesundheit im Arzneimittelgesetz (AMG) geregelt. Dieses besagt, dass in Deutschland nicht registrierte Medikamente generell einem sog. Verbringungsverbot unterliegen. Auch Online-Apotheken aus dem Ausland dürfen daher nur Präparate versenden, die auch in Deutschland zulässig und erhältlich sind.

Die meisten Online-Apotheken haben ihren Sitz in den Niederlanden und in Tschechien. Niederländische Anbieter (z.B. DocMorris und Shop-Apotheke) müssen eine Präsenzapotheke in Deutschland unterhalten – für sie gilt dann dieselbe Rechtslage wie für lokale Apotheken in Deutschland. Online-Apotheken mit Sitz in Tschechien dürfen generell nur verschreibungsfreie Medikamente versenden.

Fazit

Medikamentenmangel ist ein reales Problem in Deutschland, das belegen Statistiken des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medikamente ebenso wie Aussagen von Apothekern, Verbänden und Patienten, die die Lieferengpässe letztlich hautnah zu spüren bekommen.

Kurz- und wohl auch mittelfristig wird sich an den Ursachen der Probleme wohl wenig ändern lassen, denn die liegen bei den Herstellern, die ihre Produktionsstätten aus Kostengründen im Ausland betreiben. Online-Apotheken können aber aufgrund der größeren Lagerbestände und Sortimentbreite eine Alternative zu lokalen Anbietern sein, um ein kritisches Medikament doch noch zu bekommen.


Vielen Dank an ©Moakets/pixabay.com für das Titelbild!

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